Kein Aufschrei gegen Judenhass? Künstler wie Jan Böhmermann, Lars Eidinger und die Toten Hosen stemmen sich immer wieder klar gegen Rechts, zeigen sich im Nahostkonflikt aber zurückhaltend. Ihnen deshalb fehlende Solidarität mit Israel vorzuwerfen, ist falsch.
Sich nicht zu positionieren ist in diesen Tagen fast unmöglich. Zumindest wird Menschen, die sich nicht explizit zur Lage im Nahen Osten äußern, genau das vorgeworfen. Gerade über prominentere Personen aus der Öffentlichkeit heißt es dann gleich: Sie seien anteilnahmslos, eigennützig, duckten sich lieber weg und kümmerten sich um ein unangreifbares Image. Mangelnde Solidarität wird manchen zur Last gelegt, ja sogar Doppelmoral.
„Wo bleibt die Solidarität mit Israel? Wo bleiben Empathie und Mitleid mit israelischen Opfern und ihren Familien?“, klagt Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschlandunter dem Titel „Das Schweigen der Künstler“. Aus der Politik habe es schnell umfassende Solidaritätsbekundungen gegeben. „Das tat gut“, schreibt Schuster und fragt sich, wo nach dem barbarischen Terror der Hamas der Aufschrei des Kulturbetriebs bleibe.
Zum anderen gab es durchaus klare, solidarisierende Stellungnahmen, etwa vom Deutschen Kulturrat, einem breiten Bündnis aus 28 Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften und kommunalen Spitzenverbände.
Sich solidarisch zeigen mit Israel, die Verantwortlichen der grausamen Taten verurteilen und gleichzeitig die Opfer in der palästinensischen Bevölkerung nicht vergessen, das ist für viele ein schwieriger Balanceakt – auch für Kulturschaffende. Dennoch kann man von Personen, die sich sonst auch äußern, eigentlich auch jetzt ein klares Zeichen gegen Hass erwarten.
Natürlich können auch persönliche Unsicherheit oder politische Unwissenheit eine Rolle spielen. Der Nahostkonflikt ist einer der ältesten und vertracktesten in der Geschichte; manche Prominente fürchten womöglich eine überhöhte Erwartungshaltung: Wer sich schon öffentlich mit Jüdinnen und Juden solidarisiert, sollte auch Antworten auf die Palästina-Frage liefern.
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