Eine Analyse von Hubert Kleinert - In ihrer Berliner Blase übersehen die Grünen einen wichtigen Punkt
bremsen. Nachdem die Partei seit den Neunzigern bei Bundestagswahlen stets irgendwo zwischen sechs und elf Prozent eingekommen war, schien 2021 sogar eine eigene Kanzlerkandidatur aussichtsreich. Zur grünen Kanzlerin kam es dann zwar nicht. Annalena Baerbock scheiterte – auch an eigenen Fehlern. Kaum aber war die Ampelkoalition in Berlin installiert, setzten die Grünen erneut zu demoskopischen Höhenflügen an, die bis weit ins Jahr 2022 anhielten.
Dass von einem beamteten Staatssekretär, der selbst aus der Lobbyorganisation und Denkfabrik Agora Energiewende kommt, bei der Besetzung der hoch dotierten Stelle des Direktors der bundeseigenen Deutschen Energieagentur Dena simple Compliance-Regelungen nicht beachtet worden sind, die bei jedem Wirtschaftsunternehmen heute zum Standard gehören, war ebenso peinlich wie der Umgang damit.
Der erste Grund hat mit den Ursachen des grünen Aufstiegs der letzten Jahre zu tun. Das grandiose Anwachsen der Wählergunst ergab sich mehr aus medial vermittelten Stimmungskonjunkturen und den Schwächen der politischen Konkurrenz als aus gewachsener innerer Überzeugung vom grünen Programmvorrat.
Dieser Weg muss nicht falsch sein, bloß weil andere ihn nicht gehen. Aber es ist doch erstaunlich, dass es seit der Entdeckung der Brisanz der Erderwärmung in den späten 1980er Jahren keine einzige ernsthafte Grundsatzdebatte bei den Grünen darüber gegeben hat, ob es tatsächlich möglich ist, Kohle- und Atomausstieg parallel zu betreiben, ohne die Sicherheit der Energieversorgung zu einigermaßen bezahlbaren Preisen zu gefährden.
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