Unsere Autorin hat zwei Wochen mit einem Mann zusammengelebt, der meinte, Frauen gehören an den Herd. Die WG entschied sich, ihn rauszuwerfen. Und jetzt? Berlin Wohnen
Was Julius nicht wusste: Er war in einer WG mit drei Feministinnen gelandet. Als er nach ein paar Tagen von Jägern und Sammlerinnen und dem Mutter-Instinkt erzählte, bat meine Mitbewohnerin um ein WG-Gespräch. Das Gespräch dauerte mehrere Stunden, wir liefen durch den. Sie sagte, dass sie während unseres Urlaubs auf keinen Fall zwei Wochen allein mit ihm in der WG bleiben wolle.
Ich stellte mir in diesen Tagen viele Fragen: Muss man Sexismus in der eigenen Wohnung ertragen? Ist das nicht der Rückzugsort, den man sich so gestalten darf, dass man sich wohl fühlt? Muss ich trotzdem mehr Verständnis haben für seinen Standpunkt, vielleicht lernen, warum er zu diesem Ergebnis kommt? War Julius nicht auch ein schüchterner Nerd, der schlicht mehr Kontakte im richtigen Leben außerhalb seines Computerbildschirms brauchte? Können wir ihn nicht...
Julius wirkt nicht gewaltbereit. Aber einem Mann mit einer solchen Einstellung zu Frauen die Meinung zu sagen und weiterhin mit ihm zusammenzuwohnen, erschien auch mir riskant. Von den meisten Männern denkt man, sie würden niemals gewalttätig. Und trotzdem wurden in Deutschland im Jahr 2021 stündlich dreizehn Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt.
Andererseits: Julius' Argumente waren schwach. Er sagte, dass die Macht im Patriarchat nicht so eindeutig verteilt sei. Frauen hätten auch Macht über Männer, weil Männer Frauen begehren. In den vergangenen Jahren wollten wenige Frauen mit Julius Sex haben, er sagt sogar, dass die Zurückweisungen sehr geschmerzt hätten. Und ja, es könnte sein, dass er deshalb so über Männer und Frauen denke. Vielleicht, sagte er, hasse er Frauen sogar.
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