Douglas Stuart erzählt in „Young Mungo“ von den Proletariermilieus Schottlands. Der Roman ist trotz aller Drastik zum Glück kein Trauma-Porn.
Fast am Ende des Romans ist die Hauptfigur, der Teenager Mungo Hamilton, zerschunden und überzogen mit Dreck, Blut und Schweiß. Zahllose Hämatome ziehen sich über seinen Körper und auch im Gesicht sieht man die Spuren von rücksichtsloser Gewalt. Er steht – im wahrsten Sinne – vor den Trümmern seiner Hoffnungen: „Die Sonne stand noch nicht einmal an ihrem höchsten Punkt, aber alles Schöne war schon zerstört.
Der RomanDouglas Stuart: „Young Mungo“. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Hanser.Berlin, Berlin 2023, 417 Seiten, 26 Euro Als Schwuchtel beschimpft Wie eng das Spektrum für Männlichkeit in diesem Umfeld ist, macht Hamish klar, als er ein Mitglied seiner Gang als „Scheißschwuchtel“ beschimpft, weil der bei einem Raubzug für seinen Geschmack zu sorgfältig in einem Werkzeugkasten nach Beute sucht. „Hör auf, Zeit zu verschwenden, als würdse dir die Karotten aussuchen, diede dir innen Arsch schieben willst“, herrscht er ihn an.
Währenddessen spielt sich draußen auf den Straßen und in den Sozialwohnungen das Leben ab, vor dem die beiden fliehen wollen und müssen. Dort patrouilliert die Gang von Hamish, häusliche Gewalt ist Alltag, Mo-Maw kommt tagelang nicht nach Hause, Jodie wird von einem Lehrer sexuell ausgenutzt und der feingeistige Mr Calhoun, von allen nur Poor-Wee-Chickie genannt und als Kinderschänder verleumdet, bringt sich vor homophober Gewalt in Sicherheit.
Auch wenn der zentrale Konflikt in einer von Gewalt und Hass bedrohten Liebe besteht, würde es trotzdem zu kurz greifen, zu behaupten, es ginge allein um Liebe zwischen zwei Männern in einem homophoben Umfeld. Mungo und James können nicht einmal vorgeben, befreundet zu sein, weil die Rivalität zwischen Katholiken und Protestanten ausreicht, jede Beziehung zwischen den beiden zur Gefahr werden zu lassen.
Geschildert wird das alles in einem kontrastreichen Ton, der die Prosa der Erzählstimme und den Klang des schottischen Proletariermilieus dennoch in eine Balance bringt, in der beides nicht fehl am Platze wirkt. Das schottische Englisch, das die Figuren sprechen, steht gegen die reduzierte und bildreiche Sprache der Narration.
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