Der 22-jährige Belgier Remco Evenepoel holt sich in Australien das Regenbogentrikot. Sein Konkurrent Mathieu van der Poel wurde vor dem Rennen festgenommen – und ist wegen Körperverletzung gegen Kinder angeklagt.
Remco Evenepoel rollte nach einer beeindruckenden Triumphfahrt jubelnd über den Zielstrich. Überschattet von der Aufregung um Mitfavorit Mathieu van der Poel ist der Belgier in Australien erstmals zum WM-Titel gestürmt. Der 22 Jahre alte Rad-Profi holte sich nur zwei Wochen nach seinem Vuelta-Erfolg nach 266,9 Kilometern am Sonntag im australischen Wollongong den Sieg im Straßenrennen vor dem Franzosen Christophe Laporte und dem Australier Michael Matthews.
Es war eine beeindruckende Show von Evenepoel, der die Nachfolge des Franzosen Julian Alaphilippe antrat, der zuletzt 2020 und 2021 triumphiert hatte. 72 Kilometer vor dem Ziel setzte sich der belgische Ausnahmefahrer mit einer größeren Gruppe von den Mitfavoriten wie Tadej Pogacar , Matthews oder Alaphilippe ab.
Für den großen Aufreger sorgte allerdings van der Poel, der am Vorabend zwischenzeitlich wegen eines tätlichen Angriffs im Hotel festgenommen wurde. Es hatte eine Auseinandersetzung mit zwei Kindern gegeben, die mehrmals an seiner Tür geklopft haben sollen. Berichten zufolge wurde der Arm eines Mädchens verletzt. Der 27-Jährige wurde wegen zweifacher Körperverletzung angeklagt und am frühen Sonntagmorgen auf Kaution wieder freigelassen.
Vor allem war van der Poel damit kein Konkurrent mehr von Evenepoel. Dessen Entwicklung ist verblüffend. 2016 war er noch Junioren-Nationalspieler beim belgischen Fußball-Rekordmeister RSC Anderlecht, mit 16 Jahren lief er auch den Brüsseler Halbmarathon in 1:16:15 Stunden, ehe der Junge aus Schepdaal die Liebe für denentdeckte. Nur zwei Jahre später war Evenepoel, dessen Vater Patrick auch für einige Jahre Radprofi war, schon Doppel-Weltmeister bei den Junioren.
Die deutschen Fahrer waren im WM-Rennen chancenlos. Georg Zimmermann, dem am ehesten noch eine vordere Platzierung zugetraut wurde, kam 74 Kilometer vor dem Ziel zu Fall. Damit gab es für den Bund Deutscher Radfahrer in den Eliterennen keine Medaille. Am Samstag hatte Liane Lippert trotz einer starken Leistung mit dem vierten Platz im Frauen-Rennen beim Sieg der Niederländerin Annemiek van Vleuten einen Podestplatz knapp verpasst.