Wagenknecht und Schwarzer mögen unsympathisch sein, die Kritik an ihrem Aufruf berechtigt. Doch der Meinungskorridor sollte nicht so eng werden.
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht müssen etwas wirklich Schlimmes gemacht haben. Diesen Eindruck bekommt, wer sich das Medienecho auf ihren jüngsten Vorstoß anschaut. Der Spiegel kürte sie am Montag zu den Verliererinnen des Tages. Und auch die taz war nicht gerade zimperlich. In einem Kommentar wurde ihr Anliegen als „politobszön“ und „amoralisch“ bezeichnet. Die, die sich ihnen anschlössen, seien eh nicht mehr ganz bei Trost.
Schwarzer und Wagenknecht haben schon oft mit Äußerungen für Empörung gesorgt, oft zu Recht. In diesem Fall schießt der Furor aber über das Ziel hinaus. Sie haben lediglich eine Petition gestartet, die sich für Frieden in der Ukraine und für Verhandlungen ausspricht. Sie verschweigen nicht, von wem die Aggression ausging – von Russland.
Man kann die Petition naiv finden, weil unrealistisch. Man kann sie auch billig finden, weil sie vage gehalten ist und nicht erklärt, wie Putin zu Verhandlungen bewegt werden sollte. Man kann sie – wie ich – falsch finden, weil die Ukraine einen zu hohen Preis zahlen müsste.
So unsympathisch einem Schwarzer und Wagenknecht sein mögen, sie drücken eine verbreitete Stimmung aus. Justizminister Buschmann, FDP, sieht in der Petition einen Beleg der Hufeisentheorie, in ihren Extremen würden sich rechte und linke Positionen immer ähnlicher, twitterte er. Der Wunsch nach Frieden und die Angst vor einer Eskalation des Krieges sind aber nicht extrem. Sie sind ziemlich normal.
Woher kommt der Drang, Menschen mit anderen Meinungen nicht nur zu kritisieren, sondern sie moralisch abzuwerten? Lasst uns den Meinungskorridor nicht so eng machen, das schadet nicht nur der Debatte, sondern am Ende auch den Medien selbst.
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