Nach Corona findet die Leipziger Buchmesse wieder statt. Die russische Schriftstellerin Maria Stepanova erhält den Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
Mit dem jetzigen russischen Krieg rücke die Vergangenheit „katastrophal nah an uns heran“ Foto: Eniric Fontcuberta/EPA
Wenn die Jury des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung angesichts der aktuellen politischen Situation für dieses Jahr nach einer Stimme des „nichtimperialen Russlands“ suchte, war dies vielleicht schwieriger, als man zunächst meinen möchte. Denn in der großen russischen Literatur, von Puschkin über Tolstoi bis hin sogar zu Joseph Brodsky, ist die Vorstellung eines mythischen Über-Russland immer präsent.
Es geht nicht nur darum, gegen Putin zu sein, sondern auch um die Dekonstruktion jenes übermächtigen Russlandbilds, das die unmittelbaren Nachbarn dieses Landes wie naturgemäß als Vasallen begreift und die das über Jahrhunderte hinweg auch zu akzeptieren gewohnt waren,. Die Entscheidung für die 1972 in Moskau geborene Maria Stepanova ist dabei in erster Linie gar keine politische, sondern eine literarische.
Stepanova geht den Spuren ihrer Familie im 20. Jahrhundert nach, also auch allgemein dem russisch-jüdischen Schicksal. Das ist ein subversiver Akt, es ist eine Auflehnung gegen die von der Macht aufoktroyierte Grundhaltung: „Meine Großmütter und Großväter hatten einen beträchtlichen Teil ihrer Energie darauf verwendet, unsichtbar zu bleiben.“
In erzählerisch gebrochene Momente, die den Vorgang des Schreibens selbst in vielfach sich überlagernden Bildern infrage stellen und bekräftigen, schiebt sich einige Seiten später der Winter, „als bräuchte er Zahlen für ein Polizeiprotokoll“. Politisches und Existenzielles werden in frappierender Form verdichtet.
Die Dichterin versammelt wie zum Beweis dafür verschiedene Stimmen. Um die Gegenwart zu durchdringen, zitiert sie literarische Vorgänger. Sie greift aus bis zu den Geschichten des Barons von Münchhausen, aber verwandelt sich auch Szenen bei Hans Christian Andersen oder E.T.A. Hoffmann an, flicht einige Ornamente klassischer chinesischer Schriften mit ein.
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