In Belarus verschwanden vor über 20 Jahren viele Regimekritiker. Juri Garawski sagt, er war daran beteiligt. Deshalb steht er in der Schweiz vor Gericht.
BASEL taz | Die Schilderungen des Angeklagten könnten aus einem Krimi stammen: Ein Mann behauptet, er sei an mehreren Morden beteiligt gewesen. Laut seiner Aussage befällt ihn nach mehr als 20 Jahren Reue. Er beschließt, zu gestehen. Aber da die Opfer als verschollen gelten, sind weder Beweise noch Zeug:innen vorhanden und niemand glaubt ihm.
1999 in Belarus war der damals 20-jährige Juri Garawski laut eigener Aussage Teil der Sondereinheit Sobr, die Oppositionelle entführt und ermordet habe – darunter der ehemalige Innenminister Juri Sacharenko. Bis 2003 sei Garawski in der Einheit geblieben, deren angebliche Aufgabe war, Kriminalität zu bekämpfen.
Die Methoden des Sicherheitsapparates gegen die Opposition seien bis heute dieselben. Wer in Belarus mit rot-weißen Symbolen auf der Straße erwischt wird, muss mit einer Verhaftung rechnen. Die gewaltsam niedergeschlagenen Proteste nach der manipulierten Präsidentschaftswahl 2020 verleihen dem Prozess gegen Juri Garawski in St. Gallen zusätzliche Bedeutung.
Danach suchte Garawski Öffentlichkeit. Er schilderte die Ereignisse in einem Film der Deutschen Welle, ließ sich von der NZZ gemeinsam mit der Tochter Juri Sacharenkos interviewen. Als Privatklägerin ist Jelena Sacharenka vor Gericht in St. Gallen. Für sie und die Tochter Anatoli Krasowskis, eines weiteren verschwundenen Oppositionellen, die ebenfalls als Privatklägerin auftritt, sei die Bedeutung des Prozesses hoch, wie ihr Anwalt Severin Walz im Gespräch mit der taz sagt: „Seit 24 Jahren warten sie auf einen solchen Prozess und darauf, dass es vor Gericht zu einer Gewissheit kommt.
Wegen der 2015 angenommenen UN-Konvention könnte das Kreisgericht Rorschach Garawski nun aufgrund des Tatbestandes des Verschwindenlassens, nicht jedoch für die Entführung und die Morde verurteilen. „Das Verschwindenlassen wird von autokratischen Regimen dazu eingesetzt, um Angst und Schrecken zu verbreiten“, sagt Walz.
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