Reportage aus Deutschlands ärmster Stadt - „Das Schlimmste sind die tobenden Ratten in den Mülltonnen“
Sieht mal wieder düster aus überm Ruhrgebiet. Alles grau in grau. Schneeregen rieselt auf Gelsenkirchen. Mit aufgespannten Schirmen laufen Menschen durch den Matsch. Wer zu lange steht, spürt, wie die feuchte Kälte an den Beinen hochkriecht.Armuts-Hochburg Gelsenkirchen: Auf dem letzten Platzniedergestreckt hat, auf allen vieren durch die Wartehalle. Vor den Schließfächern schläft ein Obdachloser.
Gelsenkirchen kann das nicht. Um wieder hochzukommen, braucht es Jahre. Realistischerweise Jahrzehnte.In kaum einer anderen Stadt gibt es so viele Arbeitslose und Leute, die von Sozialleistungen leben. Hinzu kommen monatlich rund 9,7 Millionen Euro, die Gelsenkirchen für die Bedienung von Altschulden in Höhe von 1,55 Milliarden Euro aufbringen muss.Die Zahlen verdeutlichen, wie schwer die Altlasten der Vergangenheit auf die Ruhrpott-Stadt und ihre Bewohner drücken. Doch die Politik, viele Unternehmer und engagierte Bürger wollen sich ihrem Schicksal nicht kampflos ergeben. Schritt für Schritt versuchen sie, ihre Heimat aus der Krise zu führen.
Eines der größten Probleme Gelsenkirchens symbolisiert ein 50 Meter hoher Büroturm mit gelb-orange-farbener Fassade mitten im Zentrum. Im Erdgeschoss residieren ein Textil-Discounter und ein Erotik-Shop. Die anderen 14 Etagen werden von der wohl wichtigsten Behörde der Großstadt genutzt: demRund 18.600 Frauen und Männer in Gelsenkirchen sind derzeit arbeitslos.50.400 Menschen beziehen Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld, darunter 16.000 Kinder unter 15 Jahren.
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